AD
... Dürers in den 1490er Jahren entwickeltes Monogramm ist eine der ältesten Copyright-Sicherungen
der Mediengeschichte und die erste konsequent eingesetzte Künstler-Marke. Spätestens seit 1497 signierte
Dürer jeden seiner Holzschnitte und alle seine Gemälde mit dem bald europaweit bekannten „AD“.
BETENDE HÄNDE
... zwar nicht vom frühen Dürer (siehe auch: Frühwerk), weil erst aus dem Jahr 1508.
Dürers akribische Naturstudien der Jugendjahre waren aber Voraussetzung für solche meisterhaften
späteren Körperstudien.
CELTIS, KONRAD
... ein gebürtiger Weinfranke namens Conrad Pickel, der sich noch
jung den wohlklingenderen Namen Celtis zulegte und Universitätsprofessor wurde.
Er galt als bester Kenner der lateinischen Sprache unter allen Deutschen.
Dürer verdankt ihm viel, denn Celtis war Dürers erster literarischer Lobredner:
In seinem Gedicht "An den Maler Albrecht Dürer" preist Celtis Dürers Malerei als den antiken Kunstwerken ebenbürtig.
DRAHTZIEHMÜHLE(N)
... im 15. Jahrhundert erfundene, vormoderne Fabriken vor den Stadttoren,
wo in halbautomatischem Verfahren mittels Wasserkraft große Mengen an Draht hergestellt wurden.
In einer seiner ersten Landschaftsstudien hielt der junge Dürer die Nürnberger Drahtziehmühle
in einem weltberühmten Meisterwerk fest.
EGO-DOKUMENTE
... in der jüngeren Geschichtsforschung viel strapazierter Begriff für freiwillige
oder unfreiwillige Selbstzeugnisse. Schon im pragmatischen Schrifttum des späten Mittelalters
tritt das Individuum oder „Ich“ deutlich in Erscheinung, z.B. in Stammbüchern, Haushaltsbüchern,
Autobiografien und Reiseberichten. Handelt es sich bei Dürers frühen Selbstbildnissen vielleicht auch um solche „Ego-Dokumente“?
FRÜHWERK(E)
... Frühwerke sind eine große Herausforderung, da sich das, was später den Meister ausmacht,
erst formiert. Wie Mozart wurde Dürer vom Vater stark gefördert.
Um das Frühwerk des Wunderkinds streitet die Forschung jedoch heftig.
Resultieren die qualitativen Unterschiede aus dem ambitionierten Ringen um neue
Form und Perfektion oder gibt es Dürer-Doppelgänger? Die Ausstellung sucht neue Antworten.
GECK, EITLER
... jemand, der sich (zu) viel auf sein Äußeres einbildet.
War Dürer ein „eitler Geck“? So fein herausgeputzt, wie er auf seinem Selbstbildnis
in Madrid erscheint, könnte man auf diesen Gedanken kommen. Jedenfalls erregte die sorgsam
gepflegte Haar- und Barttracht des blondgelockten Jünglings schon zu Lebzeiten den Spott
seiner Umgebung.
HOLZSTOCK
... ein Holzbrettchen, in das vor 520 Jahren die Darstellung des Hl. Hieronymus
in der Studierstube geschnitten wurde, scheidet immer noch die Geister:
Hat Dürer diese Darstellung für einen Basler Drucker entworfen oder nicht?
Welche Orte besuchte Dürer auf seiner Gesellenreise und welche Rolle spielte der Aufenthalt in Basel?
ITALIEN
... was zog Dürer gen Süden: die Landschaft, der Wein, die Frauen, venezianische Luxusgüter
oder die großen Künstler der italienischen Renaissance, Andrea Mantegna und Giovanni Bellini?
Die Ausstellung wird Ihnen dazu 2012 überraschende Antworten geben.
JOHANNES DER EVANGELIST
... war Verfasser des biblischen Weltuntergangsberichts der „Apokalypse“.
Dürer stellt sich mit seinen Illustrationen zur Johannesapokalypse als genialer Bildautor
selbstbewusst an die Seite des großen Visionärs. Die Ausstellung zeigt Dürers Apokalypsenzyklus
vollständig, darunter den berühmten Holzschnitt der „Vier apokalyptischen Reiter“.
War Dürer mit seinen Inszenierungen ein Steven Spielberg des späten 15. Jahrhunderts?
KLEIBELN
... Kläubeln, verkleinertes Klauben = sorgfältiges Malen,
das nicht rasch vonstatten geht. Deshalb verlegt sich unser Meister
auf das Kupferstechen, mit dem sich überdies prächtig Geld verdienen ließ.
So schreibt Dürer in einem Brief an Jakob Haller 1509: „Aber das fleissig kleiblen gehet nit von statten. Darumb will ich meines stechens auß warten.“
LEIBNIZ-GEMEINSCHAFT
... vereint als eine der vier großen deutschen Wissenschaftsorganisationen
87 Forschungseinrichtungen. Sie koordiniert das wettbewerbliche Verfahren um die Vergabe
von Forschungsfördermitteln aus dem nationalen „Pakt für Forschung und Innovation“.
Zu den geförderten Projekten gehört auch „Der frühe Dürer“ (2009-2011) am Germanischen Nationalmuseum.
MUTTER
... Dürers Mutter, Barbara Holper, brachte 18 Kinder zur Welt.
Als sie nach langer Krankheit mit 63 Jahren stirbt, ist ihr Sohn untröstlich: „Davon hab ich solche
Schmerzen gehabt, dass ich’s nit aussprechen kann“, notiert er in einem Gedenkbuch. Der junge Dürer
porträtierte die Mutter schon kurz nach seiner Malerlehre: Das Bildnis gehört zusammen mit
dem ebenfalls ausgestellten Vaterbildnis zu Dürers frühesten erhaltenen Gemälden.
NEUBAUER, ANTON
... bekannt vom früheren 10-Mark-Schein. Eine alte Beschriftung des Gemäldes sorgt
für Verwirrung: Darin wird Neubauer als Maler, Dürer als Dargestellter des Bildes angegeben.
Ob umgekehrt tatsächlich Dürer das Porträt des Anton Neubauer gemalt hat, ist in der
Forschung bis heute höchst umstritten. Auch Cranach wird als möglicher Künstler diskutiert.
OSIRIS
... ist eine 2005–2006 entwickelte digitale Infrarot-Kamera.
Mit Aufnahmen im Infrarot können Strukturen eines Gemäldes wie etwa
Unterzeichnungen dargestellt werden, die für das bloße Auge unsichtbar sind. Welche unerwarteten und spektakulären
Entdeckungen beim jungen Dürer damit gemacht wurden, erfahren Sie im Dürer-Labor!
PIRCKHEIMER, WILLIBALD
... Buchstäblich ein Schwergewicht des Nürnberger Kulturlebens um 1500.
Der gebildete, doch häufig aufbrausende Politiker und große Denker fand in
Dürer „der pesten freund eynen, so ich auf erdreych gehabt“. Mehr über echte Männerfreundschaften,
humanistische Fachsimpelei und die obszöne Silberstift-Inschrift erfahren Sie ab Mai 2012 exklusiv im Germanischen Nationalmuseum.
QUALLET
... (= aufgequollen) nennt Dürer seine beleibteren Zeitgenossen, wenn er sie darstellt.
Bereits der junge Dürer forscht seit etwa 1500 nach den geheimen Regeln menschlicher Körperproportionen
und ihren offensichtlichen natürlichen Differenzen. Der reife Dürer gibt die Suche nach der
perfekten „Hübschheit“ auf, denn „vnser vrteyl ist so zweyffelhafftig dorynn“.
RFA
... steht für Röntgenfluoreszenzanalyse. Mit diesem zerstörungsfreien Untersuchungsverfahren
kann die chemische Zusammensetzung historischer Tinten in Zeichnungen präzise bestimmt werden.
Was die Methode mit der Authentizität, Datierung und Signatur von Dürers Zeichnungen zu tun hat,
erfahren Sie im Dürer-Labor der Ausstellung.
S 493
... „Haus Burgstraße 27: Charmantes Fachwerk-Eckhaus mit Aussicht in bester City-Lage,
direkt unter der Vesten.“ Wo und wie der junge Albrecht gelebt hat und was die kryptische
Zeichenfolge „S 493“ mit Dürers Nachbarschaft zu tun hat, enthüllen wir in unserem Dürer-Labor.
TÜCHLEIN
... nannte Dürer seine auf Leinwand gemalten Bilder, die eine überraschend wichtige
Rolle in seinem frühen künstlerischen Schaffen spielen. In der Ausstellung sehen Sie Dürers
Tüchlein „Herkules im Kampf gegen die stymphalischen Vögel“ und erfahren mehr über Technik
und ursprüngliche Funktion der zarten Gemälde.
ULTRAMARIN
... ist ein natürliches Pigment, gewonnen aus Lapislazuli. Ultramarinus,
lat. für „von der anderen Seite des Meeres herkommend“, wurde aus Afghanistan importiert.
Zur Dürer-Zeit verwendete man das teure blaue Pigment nördlich
der Alpen nur selten. Wolf III. Haller leistete sich ein mit
Ultramarin gemaltes Madonnenbild von Dürer.
VATERTOD
... am 20. September 1502 starb Dürers Vater, ein aus Ungarn zugewanderter,
hochbedeutender Goldschmied. In seiner Todesstunde mitten in der Nacht standen
dem alten Dürer nur eine „Seelfrau“ (Profi-Beterin) und eine Magd bei. Sohn Albrecht
und Ehefrau Barbara schliefen, was der Sohn in seinem Tagebuch später tief bedauert. „...
den ich tot mit großen Schmerzen ansah, weil ich nicht würdig war, bei seinem Ende dabei zu sein.“
WOLF III. HALLER
... Nürnberger Patriziersohn aus gutem Hause. Er erwählte Ursula,
die Tochter von Dürers Patenonkel Anton Koberger, zur Ehefrau und gab bei Dürer
die Haller-Madonna in Auftrag. Wie sich dieser brave Schwiegersohn und feinfühlige
Kunstkenner plötzlich als ausgemachter Grobian entpuppte, erfahren Sie spätestens im Frühjahr 2012.
XANTIPPA
... wenig schmeichelhafte Bezeichnung eines frühen Dürer-Verehrers für Albrechts Ehefrau
Agnes Frey. Wahr oder falsch – „pos weyb“ oder „mein Agnes“? Wie aus einer Sandkastenfreundschaft
der Bund fürs Leben wurde und wie Willibald Pirckheimer und Dürers Biographen den guten
Ruf einer gewieften Unternehmerin ruinierten, erzählen wir Ihnen in unserer Ausstellung.
YNGUIRIALIS
... auch: Sternkraut, Krutdistel. Entdecken Sie bei uns, was das mit Dürer,
seinem Eheleben und dem Glauben an die Sterne zu tun hat...
ZWICKAUER ALTAR
... frühes Hauptwerk von Dürers späterem Lehrmeister Michael Wolgemut,
das 1479 in der Straßennachbarschaft des achtjährigen Dürer gemalt wurde.
Im Hintergrund ganz neu entdeckt: Eine Ansicht des Nürnberger Laufer-Torplatzes mit
dem quirligen Straßenleben einer spätmittelalterlichen Großstadt.