Dr. Stephanie Buck
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Dürers Zeichenpraxis und das Gattungsideal der „autonomen Zeichnung” in der europäischen Kunstgeschichte
Schon der junge Dürer gilt als „der Zeichner schlechtweg” (H. Tietze). Sein obsessives Zeichnen wird als Geburtsstunde der „autonomen Zeichnung” in der europäischen Kunst idealisiert. Dabei sind die Gründe für die enorm reiche Überlieferung seiner ca. 1000 Zeichnungen umstritten. Ebenso bedürfen Dürers Intentionen vermeintlich zweckfreier, zeichnerischer Naturaneignung einer überzeugenderen Erklärung. Die Erklärungsmodelle changieren von moderner forschend-naturwissenschaftlicher „Weltvermessung” bis zur pragmatischen Erstellung und Beschaffung von Vorlagenmaterial für die Werkstatt. Ziel ist es, die historisch rekonstruierbaren Beweggründe für Dürers Zeichenpraxis aus dem disparaten Forschungsbild heraus zu präparieren und nach Kontinuitäten zur älteren lokalen wie europäischen Zeichenkunst zu suchen.
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur- und Ideengeschichte
Prof. Dr. Jörg Robert
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Zwischen den Gattungen: Modelle der Begegnung des jungen Dürer mit den intellektuellen Eliten des späten 15. Jahrhunderts
Untersucht werden Bezüge zwischen dem literarischen Autorenbegriff und demjenigen des bildenden Künstlers um 1490/1500 – am Beispiel des möglichen Bezugs zwischen Albrecht Dürers sogenannten Landschaftsaquarellen und Konrad Celtis' Projekt einer „Germania illustrata”. Neben der Neu-Edition der Celtis-Epigramme, unter denen sich auch zwei berühmte frühe Lobreden auf Dürer befinden, soll die Praktikabilität von „Konstellationsforschung” im Zusammenhang mit der künstlerischen Entwicklung und den Themen des jungen Dürer erprobt und überprüft werden.
Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters, Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters
Dr. Peter Schmidt
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Dürers frühe Drucke: Die Ästhetisierung eines jungen Massenmediums.
Zeichner, Reißer, Schneider: Arbeitsteilige Produktion in der Buchillustration um 1490 und das Ideal individueller Autorschaft
Ausgehend von Dürers früher Holzschnittfolge der Apokalypse sollen dürerzeitliche Kriterien von „Qualität” und „Individualität” in Buchillustration und Holzschnitt in technischer wie ästhetischer Hinsicht ermittelt werden. Unter Anwendung dieser zeitgenössischen Maßstabsmodelle werden Dürers Intentionen und Vorgehensweisen bei der Optimierung des Illustrativen (Räumlichkeit, Handlungsdramatik etc.) verdeutlicht. Inwieweit deckt sich die spätere (kunsthistorische) Beobachtung eines künstlerischen „Quantensprungs” mit den Kriterien von Dürers Zeitgenossen? Wie lassen sich dürerzeitliche Maßstäbe künstlerischer Qualität und damalige Käuferinteressen ermitteln? Wie korrekt ist das Modell individueller Autorschaft angesichts der vielhändigen, arbeitsteiligen Produktionsverfahren von Holzschnitten im 15. Jahrhundert?
PD Dr. Sabine Meine
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Italienbegegnungen des jungen Dürer. Fakten, Thesen und Spuren von und zu italienischem Itinerar und zum Italieneinfluss in der frühen künstlerischen Entwicklung Dürers
In der zentralen Frage nach Dürers Italienreisen muss zunächst zwischen schrift- und bildquellengestützten Tatsachen zu Örtlichkeiten und zeitlichem Verlauf von Dürers Italienreisen sowie lediglich spekulativen Beobachtungen und Thesen zum Itinerar differenziert werden. Dann soll der tatsächliche Quellenwert der Landschaftsaquarelle für den/die Reiseverlauf/verläufe kritisch geprüft werden. Sodann können in der kritischen Auseinandersetzung mit den italofixierten, „humanismusorientierten” Paradigmen klassischer Dürerforschung pragmatische Beschreibungsmodelle von Dürers „Italianität” entwickelt und tragfähige Erklärungsalternativen eruiert werden. Wie weit tragen die Hinweise auf biografische Referenzmodelle für Venedig-Aufenthalte und Oberitalien-Kontakte (Deutsche Kaufleute in Venedig, Humanistenstudien in Oberitalien) zum Verständnis von Dürers Reiseverhalten bei?
Prof. Dr. Helmuth Trischler
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Seit 2007 arbeiten mit dem Institut für Wissensmedien (Tübingen), dem Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften (Kiel) und dem Deutschen Museum (München) drei Leibniz-Einrichtungen am Großvorhaben „Lernen im Museum”, das Wirkung und Einsatz digitaler Medien für Wissenserwerb und Wissenskommunikation in naturwissenschaftlich-technischen Museen untersucht. Das Ausstellungsprojekt „Der frühe Dürer” 2012 wird von den Resultaten dieses SAW-Projektes profitieren. Insbesondere steht zur Frage, inwieweit die in „Lernen im Museum” an naturwissenschaftlich-technischen Themen und Objekten erarbeiteten Ergebnisse auch auf die Vermittlung geisteswissenschaftlich-kunsthistorischer Themen in einem kulturgeschichtlichen Museum vom Zuschnitt des Germanischen Nationalmuseums anwendbar sind. Historische Kunstwerke bedürfen einer ebenso intensiven Vermittlung wie naturwissenschaftliche Phänomene oder technische Artefakte. Ihrer künstlerischen Aura und konservatorischen Fragilität wegen verlangt diese Vermittlung jedoch besonders diskrete und sensible Mittel. Wie kann eine solche mediale Wissensvermittlung in einem Kunstmuseum ästhetisch adäquat und pädagogisch wirksam, inhaltlich komplex und technisch praktikabel realisiert werden? Als Forschungsmuseum lotet das Germanische Nationalmuseum neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen Erkenntnisvermittlung im Ausstellungsbereich aus.
Abteilung 4, Arbeitsgruppe: Kunst- und Kulturgutanalyse
Dr. Oliver Hahn
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Dr. Georg Dietz
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Albrecht Dürers frühe Federzeichnungen. Nichtdestruktive Werkstoffanalyse der Tinten. Dokumentation der Wasserzeichen.
Gefördert aus Sachbeihilfemitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), September 2011 – August 2012
Albrecht Dürers Zeichnungen setzen sich oft aus verschiedenen Zeichen- und Schreibmaterialien auf einem Blatt zusammen. Für Darstellung und Beischriften wurden verschiedene Tinten verwendet. Diese Materialdifferenzen weisen auf den prozesshaften Umgang mit dem Werk hin, sei es durch den Künstler selbst, der nachträgliche Werkoptimierung oder Werksystematisierung betrieb, oder auf sammlungspraktische Notationen späterer Generationen bis hin zu modernen Fälschungsvorgängen. Bisher interpretierte die Forschung solche Beschreibmitteldifferenzen subjektiv mittels Augenschein. Seit wenigen Jahren ist es der nichtdestruktiven Kunsttechnologie möglich, die chemische Zusammensetzung historischer Tinten präzise zu analysieren. Mittels Röntgenfluoreszenzanalyse und speziell entwickelter Quantifizierungsroutinen wird der „elementare Fingerprint” des Zeichenmaterials bestimmt. In Anwendung dieser Technologien werden in dem von der DFG finanzierten Projekt ca. 50 frühe Dürer-Blätter mit besonders brisantem Interpretationsstand auf Diversität ihrer Tinten hin untersucht. Weitere Visualisierungsverfahren gelten den Wasserzeichen, die mit der Methode der Bildsubtraktion ermittelt werden. Der jeweils blattimmanente Befund zum Verhältnis zwischen Zeichnung und aufgeschriebener Datierung, Signatur und Betitelung liefert handfeste neue Argumente für Diskussionen zu Authentizität, Datierung und Funktion dieser berühmten Zeichnungen.